18

 

Zum ersten Mal seit einer Woche -  so fühlte es sich zumindest an

-  und trotz der Tatsache, dass ihr der Kopf in Gedanken an Dante schwirrte, schlief Tess wie ein Baby. Die ganze Nacht geisterte er durch ihre Träume und war das Erste, woran sie dachte, als sie früh am nächsten Morgen erwachte, noch bevor der Wecker auf ihrem Nachttisch überhaupt eine Chance hatte, um sechs Uhr mit seinem üblichen gemeinen Geheul zu klingeln.

Dante.

Noch immer hing sein Duft an ihrer Haut, selbst noch nach zwanzig Minuten unter dem warmen Strahl ihrer Dusche. Zwischen ihren Schenkeln spürte sie einen angenehmen Schmerz; einen Schmerz, den sie genoss, weil er aufs Neue die Dinge in ihr wachrief, die sie letzte Nacht zusammen getan hatten.

Immer noch konnte sie die Stellen ihres Körpers spüren, wo er sie berührt und geküsst hatte.

All die Stellen ihres Körpers, die er sich Untertan gemacht und als sein Eigentum bezeichnet hatte.

Tess zog sich schnell an, dann verließ sie ihre Wohnung und machte nur einen kurzen Abstecher zu Starbucks, um sich einen Becher Kaffee zu holen, bevor sie die U-Bahn um fünf Uhr zwanzig an der North Station nahm.

Sie war die Erste in der Klinik; Nora würde vermutlich nicht vor halb acht aufkreuzen. Tess betrat die Klinik durch die Hintertür und schloss hinter sich ab, da sie die ersten Patienten des Tages erst in einigen Stunden erwartete. Als sie die Zwingerabteilung betrat und das schmerzerfüllte Jaulen aus einem der Käfige hörte, wusste sie sofort, dass es Probleme gab.

Sie warf ihre Handtasche, Büroschlüssel und den halb leeren Pappbecher auf die Ablage neben dem Waschbecken und eilte zu dem kleinen Terrier, den Dante ihr am Vorabend gebracht hatte. Harvard ging es gar nicht gut. Er lag in seinem Käfig auf der Seite, sein Brustkorb hob und senkte sich mühsam, die weichen braunen Augen waren so verdreht, dass man nur noch das Weiße sah. Sein Maul war leicht geöffnet, und die seitlich heraushängende Zunge hatte einen unguten, gräulichen Farbton angenommen.

Sein Atem war nur noch ein trockenes Rasseln, die Art von Geräusch, die bedeutete, dass es überflüssig war, all die Blut-und Gewebeproben, die sie ihm am Vorabend entnommen hatte, ins Labor zu schicken. Bevor sie die Blutproben versandfertig gemacht hatte, würde Harvard schon verendet sein.

„Armes Baby“, sagte Tess, als sie die Käfigtür öffnete und das Fell des Hundes vorsichtig streichelte. Sie konnte in den Fingerspitzen fühlen, wie geschwächt er schon war, er hing nur noch an einem hauchdünnen Lebensfaden. Wahrscheinlich war es schon zu spät gewesen, als Dante ihn ihr gestern Abend zur Untersuchung hergebracht hatte.

Mitleid mit dem Tier umfasste Tess’ Herz wie eine Faust. Sie konnte  ihm helfen. Sie w usste,  wie es ging.

Tess zog die Hände zurück und faltete sie fest zusammen. Was diese Sache anging, hatte sie schon vor langer Zeit eine Entscheidung getroffen. Sie hatte sich gelobt, es nie wieder zu tun.

Aber was da vor ihr lag, war nur ein hilfloses Tier, kein Mensch. Nicht der bösartige Mann aus ihrer Vergangenheit, der keinerlei Mitleid oder Hilfe verdient hatte.

Was konnte es schon schaden?

Konnte sie wirklich hier stehen und mit ansehen, wie der arme Hund starb, wo sie doch wusste, dass sie die einzigartige Fähigkeit hatte, etwas für ihn zu tun?

Nein. Das konnte sie nicht.

„Es wird wieder gut“, sagte sie weich und griff erneut in den Käfig.

Sehr sanft und vorsichtig hob Tess Harvard heraus und barg seinen kleinen Körper in ihren Armen. Sie hielt ihn, wie sie einen Säugling halten würde, stützte mit einer Hand sein Gewicht ab, während sie ihn mit der anderen Hand unter seinem mageren Bauch hielt. Tess konzentrierte sich auf das Gefühl seines Atems, das schwache, aber stetige Schlagen seines Herzens. Sie konnte seine Schwäche spüren, die Kombination verschiedener Krankheiten, die seine Kräfte allmählich zum Erliegen brachten, wahrscheinlich schon seit Monaten.

Und da war noch mehr. Ihre Fingerspitzen prickelten, als sie auf dem Unterbauch des Hundes zu liegen kamen. Ein bitterer Geschmack stieg ihr in die Kehle, als ihr schlagartig klar wurde, dass der Hund Krebs hatte. Der Tumor war nicht sehr groß, aber tödlich. Tess konnte ihn vor ihrem inneren Auge sehen, ein Netz von faserigen Strängen, die am Magen des Hundes hingen, den hässlich bläulichen Klumpen der Krankheit, dessen einziger Zweck es war, Leben aufzusaugen und zu vernichten.

Während Tess den Tumor durch ihre Fingerspitzen vor ihr geistiges Auge hob, begann es in ihrem Blut machtvoll zu summen. Sie konzentrierte sich ganz auf den Krebs, sah, wie er plötzlich von innen aufglühte und dann zerfiel. Sie spürte, wie er sich unter ihren Händen und ihrer Willenskraft auflöste und verschwand.

Ihre unerklärliche Gabe, sie kam so leicht zu ihr zurück.

Mein Fluch,  dachte sie. Obwohl es eigentlich schwer war, es angesichts des kleinen Fellbündels in ihrem Arm so zu betrachten, des kleinen Hundes, der nun leise winselte und ihr voller Dankbarkeit die Hand leckte.

Sie war von dem, was sie tat, so in Anspruch genommen, dass sie fast das Geräusch nicht gehört hätte, das aus einem der leeren Untersuchungsräume der Klinik kam. Und da war es schon wieder: ein kurzes, metallisches Kratzen.

Tess hob sofort den Kopf, die feinen Härchen auf ihrem Nacken begannen alarmiert zu prickeln. Dann hörte sie ein anderes Geräusch: ein schwerer Fuß, der auf den Boden polterte. Sie sah auf die Uhr an der Wand und wusste, dass es noch immer viel zu früh und mit Nora noch eine ganze Weile nicht zu rechnen war.

Sie glaubte nicht, dass sie Grund zur Beunruhigung hatte, doch als sie in den anderen Teil der Klinik hinüberging, überkam sie plötzlich schlagartig eine Erinnerung -  das Licht im Lagerraum wurde angeknipst und auf dem Boden lag ein zerschlagener, blutüberströmter Eindringling, der dort zusammengebrochen war. Sofort blieb sie stehen, ihre Füße rührten sich nicht vom Fleck, grell leuchtete das Bild in ihrer Erinnerung auf und verschwand dann genauso schlagartig wieder.

„Hallo?“, rief sie und versuchte, den Hund in ihren Armen nicht zu drücken, als sie aus der verwaisten Zwingerabteilung ging. „Ist da jemand?“

Ein zischender Fluch drang aus dem großen Untersuchungsraum direkt neben dem Empfangsbereich.

„Ben? Bist du das?“

Er kam aus dem Raum, einen elektrischen Schraubenzieher in der Hand. „Tess -  um Himmels willen, hast du mich erschreckt. Was machst du hier so früh?“

„Zufällig arbeite ich hier“, sagte sie und runzelte die Stirn, als sie sein gerötetes Gesicht und die dunklen Ringe unter seinen Augen bemerkte. „Und was machst du hier?“

„Ich, äh …“ Mit dem Schraubenzieher machte er eine vage Geste in Richtung des Untersuchungsraumes. „Ich habe neulich bemerkt, dass am Behandlungstisch da drin die hydraulische Hebevorrichtung klemmt. Ich war schon wach, und wo ich doch immer noch den Ersatzschlüssel für die Klinik habe, dachte ich, ich komm vorbei und bring das eben in Ordnung.“

Der Tisch hatte wirklich etwas Justierung gebraucht, aber irgendetwas an Bens verwirrter Erscheinung war nicht richtig.

Tess ging auf ihn zu. Als der Hund plötzlich begann, sich in ihren Armen zu regen, kraulte sie ihn sanft. „Konnte das nicht warten, bis wir aufmachen?“

Ben fuhr sich mit der Hand über den Kopf, womit er sein zerrauftes Haar noch weiter in Unordnung brachte. „Wie ich schon sagte, ich war sowieso schon auf. Versuche nur zu helfen, wo ich kann. Wer ist dein kleiner Freund da?“

„Er heißt Harvard.“

„Nette Töle. Bisschen angeschlagen vielleicht. Ein neuer Patient, Doc?“

Tess nickte. „Er kam erst gestern Abend rein. Es ging ihm nicht besonders, aber ich denke, er ist bald über den Berg.“

Ben lächelte, aber sein Gesicht wirkte irgendwie angespannt.

„Gestern Abend wieder Überstunden gemacht?“

„Nein. Nicht direkt.“

Er sah von ihr fort, und sein Lächeln bekam einen bitteren Zug.

„Ben, ist es … klar zwischen uns? Ich habe neulich nach der Ausstellung versucht, dich anzurufen, um mich zu entschuldigen. Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen, aber du hast mich nicht zurückgerufen.“

„Ja, ich hatte viel um die Ohren.“

„Du siehst müde aus.“

Er zuckte die Schultern. „Mach dir keine Sorgen um mich.“

Er ist mehr als nur müde, dachte Tess jetzt. Ben sah völlig erschöpft aus. Eine nervöse Energie umgab ihn, als hätte er die letzten zwei Nächte kein Auge zugetan. „Was hast du denn in letzter Zeit gemacht? Bist du wieder mit einer Rettungsaktion zugange oder so?“

„Oder so“, sagte er und warf ihr einen schrägen, abweisenden Blick zu. „Hör mal, ich würde zu gern hierbleiben und quatschen, aber jetzt muss ich wirklich los.“

Er steckte den Schraubenzieher in die Hosentasche seiner lose sitzenden Jeans und ging auf den Haupteingang der Klinik zu.

Tess folgte ihm, sie spürte eine seltsame Kälte. Zwischen ihnen tat sich eine emotionale Distanz auf, die so noch nie da gewesen war.

Ben log sie an. Und nicht nur in Bezug auf den Grund, warum er in die Klinik gekommen war.

„Danke für die Reparatur“, murmelte sie seinem Rücken zu, der sich schnell von ihr entfernte.

Als er in der offenen Tür stand, sah sich Ben über die Schulter nach ihr um. Sie erschrak, wie ausdruckslos sein Blick war.

„Keine Ursache. Pass auf dich auf, Doc.“

 

Eisige Regentropfen quollen aus einem steingrauen Nachmittagshimmel und klopften unablässig an die Scheiben von Elises Wohnzimmerfenster. Sie zog die Gardinen ihrer Privaträume im zweiten Stock auseinander und starrte auf die kalten Straßen der Innenstadt hinab, auf den Strom von Passanten, die dort unten hin und her eilten, um dem Wetter zu entkommen.

Irgendwo da draußen war auch ihr achtzehnjähriger Sohn.

Er war nun schon seit über einer Woche verschollen. Einer der immer mehr Jugendlichen des Stammes, die aus ihren sicheren Reservaten, den Dunklen Häfen der Gegend, verschwunden waren. Sie betete darum, dass Cam sich an einem sicheren unterirdischen Ort befand, weit weg von den tödlichen Sonnenstrahlen, mit anderen zusammen, die ihm Trost und Unterstützung geben konnten, bis er seinen Weg nach Hause fand.

Sie hoffte, dass er bald nach Hause finden würde.

Dem Himmel sei Dank für Sterling und alles, was er tat, um die Rückkehr ihres Sohnes zu ermöglichen. Elise konnte die Selbstlosigkeit, mit der ihr Schwager sich so vollständig dieser Aufgabe widmete, kaum begreifen. Sie wünschte, Quentin könnte sehen, wie sehr sein jüngerer Bruder sich für ihre Familie einsetzte. Er wäre zutiefst verwundert; wahrscheinlich sogar gedemütigt.

Und was Quentin von ihren Gefühlen halten würde, wagte Elise sich gar nicht auszumalen.

Seine Enttäuschung wäre grenzenlos. Vermutlich würde er sie gar ein wenig hassen. Oder sogar sehr, wenn er erfuhr, dass sie es war, die ihren Sohn in die Nacht hinaus getrieben hatte. Hätte sie nicht mit Camden gestritten, hätte sie nicht diesen lächerlichen Versuch unternommen, ihn zu kontrollieren, dann wäre er vielleicht nicht gegangen. Daran war allein sie schuld, und sie wünschte sich verzweifelt, diese schrecklichen Stunden für immer ungeschehen machen zu können.

In ihrer Kehle saß der bittere Geschmack der Reue, als sie zu dieser anderen Welt hinaussah, die außerhalb ihrer Reichweite lag. Hier, in ihrem warmen, trockenen Zuhause, fühlte sie sich so hilflos, so nutzlos.

Unter ihrer geräumigen Wohnung im Dunklen Hafen von Black Bay lagen Sterlings Privatquartier und sein unterirdischer Schutzraum. Er war ein Stammesvampir und darum gezwungen, sich wie alle anderen Mitglieder seiner Spezies fernab des Tageslichtes in Innenräumen und unter der Erde aufzuhalten, wenn auch nur ansatzweise die Sonne am Himmel war. Das galt auch für Camden, denn obwohl er von ihrer Seite aus halb menschlich war, floss das Vampirblut seines verstorbenen Vaters in ihm.

Die übermenschlichen Stärken seines Vaters und auch seine Schwächen.

Vor Einbruch der Dunkelheit würde die Suche nach Cam nicht weitergehen. Und Elise erschien die Zeit des untätigen Wartens wie eine Ewigkeit.

Sie begann vor dem Fenster auf und ab zu gehen und wünschte sich, irgendetwas tun zu können, um Sterling bei seiner Suche nach Cam und den anderen Jungen aus den Dunklen Häfen, die ebenfalls verschwunden waren, zu helfen.

Selbst als Stammesgefährtin, eine der seltenen weiblichen Angehörigen der menschlichen Rasse, die in der Lage waren, sich mit Vampiren zu paaren und Nachkommen zu gebären -  die dann ausnahmslos männlichen Geschlechts waren - , war Elise doch immer noch Homo sapiens, ein ganz normaler Mensch. Ihre Haut vertrug Sonnenlicht problemlos. Sie konnte sich unerkannt unter anderen Menschen bewegen, obwohl es schon so lange Jahre her war -  um genau zu sein, über ein Jahrhundert - , dass sie es zum letzten Mal getan hatte.

Sie war ein Mündel der Dunklen Häfen, seit sie ein kleines Mädchen war. Man hatte sie um ihrer Sicherheit willen dorthin gebracht, als im neunzehnten Jahrhundert die Armut ihre Eltern zwang, in einen der Bostoner Slums zu ziehen. Sobald sie großjährig wurde, war sie die Gefährtin ihres über alles geliebten Quentin Chase geworden. Wie sehr sie ihn vermisste. Er war erst vor fünf Jahren aus ihrem Leben gegangen.

Und nun hatte sie vielleicht auch Camden verloren …

Nein.  Sie weigerte sich, diesen Gedanken zuzulassen. Der Schmerz war zu groß, um dies auch nur eine einzige Sekunde lang in Betracht zu ziehen.

Vielleicht gab es ja doch etwas, das sie tun konnte. Elise blieb an ihrem regengepeitschten Fenster stehen. Von ihrem Atem beschlug die Scheibe, als sie hinaussah. Wo nur, wo war ihr Sohn?

Mit einem plötzlichen Anflug von Entschlossenheit drehte sie sich um und ging zu ihrem begehbaren Wandschrank, um ihren Mantel zu holen, der dort unberührt die letzten Winter verbracht hatte. Der lange marineblaue Wollmantel bedeckte ihre weiße Witwenkleidung, er fiel ihr bis auf die Knöchel hinab.

Elise schlüpfte in ein Paar helle Lederstiefeletten und verließ schnell ihre Wohnung, ehe die Angst vor der eigenen Kühnheit sie vielleicht doch noch von ihrem Vorhaben abhielt.

Mit schnellen Schritten lief sie die Treppe zum Haupteingang im Erdgeschoss hinunter. Sie schaffte es erst nach mehreren Anläufen, den Sicherheitscode einzugeben, der die Türblockierung freigab, denn sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie das Gelände des Dunklen Hafens zum letzten Mal verlassen hatte. Die Außenwelt hatte für sie lange Zeit einfach nur Schmerz bedeutet, aber vielleicht konnte sie diesen Schmerz nun ertragen.

Für Camden konnte sie alles ertragen. Oder etwa nicht?

Als sie die schweren Türflügel aufdrückte, blies ihr ein Schwall kalter, frischer Luft eisige Graupelkörner entgegen, die ihr auf den Wangen brannten. Elise wappnete sich innerlich, dann trat sie hinaus ins Freie, ging die Treppe aus Klinkersteinen mit dem schmiedeeisernen Geländer hinunter. Unten auf dem Gehsteig floss ein dünner Strom von Passanten vorbei, einige Schutz suchend aneinandergeschmiegt, andere allein unter eilig wippenden dunklen Regenschirmen.

Einen Moment lang -  den winzigen Bruchteil einer Sekunde

-  herrschte Stille. Aber dann setzte ihre besondere Fähigkeit ein, die immer ihr Fluch gewesen war -  eine außergewöhnliche Gabe, wie sie jede Stammesgefährtin in unterschiedlichster Ausprägung besaß - , und brach mit ganzer Gewalt über sie herein.

-  ich hätte ihm erzählen sollen, dass ich schwanger bin -  
 -  ist ja wohl nicht so, dass sie mickrige zwanzig Mäuse vermissen werden -  
-  hab ich der Alten gesagt, wenn ihr verdammter Mistköter noch ein einziges Mal in meinen Garten scheißt, bring ich ihn um -  
 -  er wird gar nicht merken, dass ich fort war, wenn ich jetzt einfach nach Hause gehe und so tue, als sei gar nichts gewesen -

Elise hielt sich die Ohren zu, als all die hässlichen Gedanken der menschlichen Passanten sie bombardierten. Ausblenden konnte sie sie nicht. Sie flogen ihr wie ein Schwarm Fledermäuse entgegen, ein wahnsinniger, durcheinanderwirbelnder Ansturm von Lügen, Verrat und jeder nur erdenklichen Sünde.

Sie konnte keinen Schritt weitergehen. Da stand sie nun, vom Regen durchweicht und durchgefroren, direkt unter ihrer Wohnung im Dunklen Hafen, und brachte es nicht fertig, auch nur einen einzigen Schritt zu tun.

Irgendwo da draußen war Camden und brauchte sie, wartete darauf, dass sie -  oder irgendjemand -  ihn fand und nach Hause brachte. Und doch ließ sie ihn im Stich. Sie konnte nichts tun, als ihr Gesicht in den Händen zu vergraben und bitterlich zu weinen.

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